Großbrände

1790

Noch vor 220 Jahren stand südöstlich der Pfarrkirche in Schlins ein Wirtshaus. Dort feierte die Tochter des Wirtes Johann Adam Barwart aus Röns am 3. Mai 1790 Hochzeit. Am späten Nachmittag brach im angebauten Heustall, wahrscheinlich aus Unachtsamkeit eines Hochzeitsgastes, Feuer aus. Dieses griff schnell um sich und setzte bald darauf auch die schindelgedeckte Kirche in Brand. Kirchendach, Turmkuppel, Glockenstuhl sowie sämtliche Bauteile aus Holz wurden ein Raub der Flammen. Turmkreuz, Turmkugel und die zwei Glocken stürzten im Turminneren in die Tiefe und zerschmolzen. Das Kirchengewölbe aber hielt stand.

Durch das Aufwerfen eines Erdwalles vor dem Eingang wurde das Eindringen des Feuers in das Kircheninnere verhindert. Rasch breitete sich das Feuer auf das ganze Oberdorf aus. 15. Häuser und die dazugehörenden Ställe wurden vernichtet. Fast ein Fünftel des ganzen Dorfes wurde eingeäschert. Die obdachlosen Familien wurden in Notquartieren untergebracht. In den kommenden Jahren wurden nur acht Häuser wieder aufgebaut. Die Neubeschaffung der Glocken ist der Tatkraft des damaligen Pfarrers Franz Xaver Neyer zu verdanken. Er war es auch, der die zweite Turmurkunde und andere Aufzeichnungen schrieb und 1793 im neuen Turmkopf deponierte. Wohl als Belohnung dafür wurde er als einziger Pfarrherr von Schlins im Chor der Pfarrkirche beigesetzt.

1821

Schon 31 Jahre später wurde unser Dorf wieder von einer Feuerkatastrophe heimgesucht. Am 28. Dezember 1821 brach im Stall des Doppelhauses in der Hauptstraße 8, das damals von der Familie Franz Frick und der Witwe Schmid bewohnt wurde, auf Grund von unglücklichem Hantieren mit der Stalllaterne, Feuer aus. In jener Nacht trug der äußerst heftige Föhnsturm angekohlte Dachschindeln bis hin zur Satteinser Grenze. So ist es auch zu erklären, dass trotz der Hilfeleistungen aus den Nachbardörfern 10 Häuser nicht mehr zu retten waren. Lediglich das Haus Walgaustraße 33 ("Poschtle"), damal das Gasthaus zur Krone, konnte von der Frastanzer Wehr gerettet werden. Der Wirt soll sie dafür fürstlich bewirtet und belohnt haben. Als das Haus von Anton Mähr, heute ist an dieser Stelle die Raiffeisenbank, schon in hellen Flammen stand, eilte dieser noch einmal zurück um wichtige Schriften zu holen. Er konnte das Haus allerdings nicht mehr verlassen und galt als verloren. Nach dem Brand aber entstieg er fast unverletzt den Ruinen. Er hatte sich ins Kellergewölbe geflüchtet. Der eisenbeschlagenen Tür hatte er sein Leben zu verdanken.

Die betroffenen Familien wurden bei der Wiedererstellung der abgebrannten Anwesen unterstützt.

1862

Im Jahre 1862 kam es schließlich neuerlich zu einem größeren Brandunglück in Schlins. Wahrscheinlich auf Grund von Brandstiftung brannten Im Winkel am 17. November 1862  5 Häuser ab, obwohl die Schlinser Pflichtfeuerwehr und auswärtige Feuerwehren eingriffen.  Infolge des Wassermangels war die Brandbekämpfung äußerst schwierig. In den folgenden Jahren wurden nur mehr 3 Häuser (Winkelweg 6, 8 und 10) wieder aufgebaut.

1864

Als die Tochter von Fridolin Wohlwend, damals der Besitzervon Jagdberg, die Schweine füttern wollte, entdeckte sie im Stadel einen Brand. Da Stadel und Stall unter einem Dach waren, alarmierte sie die Familie, die das Vieh ins Freie treiben konnte. Mit Hilfe der Schlinser Bevölkerung und der Feuerspritze konnte der Brand sehr schnell unter Kontrolle gebracht werden.  Als Brandursache wurde "das Ausbraten des im Stalle befindlichen Grummets" angegeben.

Vorarlberger Volksblatt, 20. 09. 1895
Vorarlberger Volksblatt, 20. 09. 1895

1895

Ein fünfjähriges Kind zündete 1895 den Heustock des Stickers Josef Dobler in der Walgaustraße 42 an. Das Haus, das schlecht versichert war, brannte bis auf die Grundmauern nieder. Einzig das Hausinventar konnte von wackeren italienischen Arbeitern gerettet werden. Josef Dobler verkaufte den Brandplatz an Anton Walter, der ein neues Haus an dieser Stelle errichtete.

1895

Ein fünfjähriges Kind zündete 1895 den Heustock des Stickers Josef Dobler in der Walgaustraße 42 an. Das Haus, das schlecht versichert war, brannte bis auf die Grundmauern nieder. Einzig das Hausinventar konnte von wackeren italienischen Arbeitern gerettet werden. Josef Dobler verkaufte den Brandplatz an Anton Walter, der ein neues Haus an dieser Stelle errichtete.

1912

Der Balottahof Hauptstraße 37 von Josef Rauch - s'Rüchle genannt - brannte 1912 samt Stall und Stickereigebäude bis auf die Grundmauer nieder. Das Inventar konnte zwar gerettet werden, die Stickereimaschinen wurden vernichtet. Trotzdem  das Haus versichert war stand es schlecht um Josef's Finanzen. So wurde alsbald behauptet, dass Josef's Bruder Kunibert Rauch das Haus selbst anzündete. Das Haus wurde an Josef Matt verkauft, der an gleicher Stelle seinen Hof aufbaute. So weisen die Grundmauern noch heute eine Mauerstärke von ca. 70 cm auf. Der Rohbau wurde im Sommer  durchgeführt ohne dass ein Tropfen Regen fiel.

"Heinelis Hugo", der spätere Schuhmacher von Schlins, musste als Kind die gebrauchten Zementsäcke zählen. Er sagte oft, dass alleine für den Stall sicher ein Waggon Zement verbraucht worden wäre.

alte Ansicht des Landesjugendheimes Jagdberg
alte Ansicht des Landesjugendheimes Jagdberg

1913

Am 11. Jänner 1913 wurde das "Ökonomiegebäude" auf Jagdberg ein Raub der Flammen. Ein 15-jähriger, ehemaliger Zögling, der einige Tage zuvor aus der Anstalt am Jagdberg entlassen wurde, kam zurück und legte das Feuer.

Der Schlinser "Correspondent" schrieb am 14. Jänner im Vorarlberger Volksblatt:

"Die letzte Nacht war für uns eine Unglücksnacht. Etwas vor 12 Uhr weckte Feuergeprassel unsere Leute aus dem friedlichen Schlafe. Ueber der Wagenschupfe des Stalles schlug das Feuer bereits heraus. Es wurde nun sofortz das Vieh, die Pferde und Schweine aus dem Stalle entfernt. Das Feuer griff so rasch um sich, daß von der Fahrnis fast nichts mehr gerettet werden konnte. Viele Leute von Schlins kamen schnell zur Brandstätte, mit der Feuerspritze und Leitern und dergleichen ausgerüstet; die Feuerwehren von Satteins und Frastanz erschienen; 3 Mann von der Gendarmerie von Frastanz waren rasch zur Stelle. Zum großen Glück war meistens Windstille, so daß für die Wohnhäuser Gottlob keine besondere Gefahr vorhanden war. Bis heute Abend konnte das Feuer im Heustock, wo es natürlich am längsten brannte, so ziemlich gedämpft werden, was besonders der umsichtigen Leitung des Vorstehers Rauch von Schlins zu verdanken ist. Es sei hiemit allen, welche bei diesem Brandedurch Hilfeleistung, Teilnahme und dergleichen sich beteiligt haben, der herzlichste Dank ausgesprochen.

Was die Entstehungsursache anlangt, besteht der leider nur zu begründete Verdachtauf Brandlegung. Die Untersuchung der löblichen Gendarmerie und des Gerichtes wird schon ein Licht in die Sache bringen.Ein ehemaliger Zögling, ein Tunichtgut sondergleichen, der sich verdächtig benommen und geäußert hat und gegen den verschiedene ungünstige Umstände vorliegen, wurde bereits verhaftet. Bei allem Unglück muss noch von Glück gesprochen werden, daß es nicht noch schlimmer ausgefallen ist"

1929

Um 3 Uhr in der Früh brach im Doppelhaus des Christian Hummer und des Josef Mähr in Baling (heute Töbelegasse 1) am 6. März 1929 ein Brand aus. Das Doppelhaus mit insgesamt 4 Ställen brannte nieder. Die Schlinser Pflichtfeuerwehr konnte mit der Spritze ein Übergreifen der Flammen auf das Haus des Rudolf Bickel (Gurtgasse 2) verhindern. Im Einsatz waren auch die Feuerwehren von Satteins, Röns, Schnifis Düns und Bludesch. Dass nicht noch mehr passierte, ist dem Umstand zuzuschreiben, dass Windstille herrschte und eine 20 cm hohe Schneedecke einen gewissen Schutz bot.

Ein Jahr zuvor und in diesem Jahr brannten in Schlins, Thüringen und Bludesch infolge von Brandstiftung insgesamt sechs Häuser, zehn Ställe, eine Schreinerei und eine Mosterei ab. Sie wurden von einem 19-jährigen Bludescher gelegt, der dann rechtskräftig von einem Schwurgericht verurteilt und in die Irrenanstalt Valduna eingewiesen wurde.

Wirtschaftsgebäude am Jagdberg
Wirtschaftsgebäude am Jagdberg

1934

Schon wieder brannte es am Jagdberg. Ein "schwachsinniger Zögling" legte Feuer im Wirtschaftsgebäude. Es wurde mit Inventar und Vorräten völlig vernichtet. Auf Grund von Wassermangel löschte die Schlinser Feuerwehr mit Jauche. Damit konnte der Schweinestall gerettet werden.

Das Kinderrettungsheim erholte sich von diesem schweren Schlag nicht mehr. Die Mehrbelastungen durch frühere Umbauten veranlassten die Verantwortlichen dazu, den gesamten Besitz Jagdberg im Oktober 1936 an das Land Vorarlberg zu verkaufen.

1947

Zwei Jahre nach Kriegsende brannte das Haus Walgaustraße 28 des Friedrich Schobesberger auf Grund von Unvorsichtigkeit komplett nieder. Die Schlinser Wehr konnte mit ihrer Feuerwehrspritze ein Übergreifen der Flammen auf das Haus des August Amann verhindern

1957

Im Haus des Sebastian Richle im Burgweg 6/8 kam es auf Grund eines Kurzschlusses im Hühnerstall zu einer Feuersbrunst. Haus und Stall wurden ein Opfer der Flammen. Nur ein nebengebäude und die Werkstätte konnten gerettet werden. Der Schwiegersohn, Maler Mathias Greußing, übernahm den Brandplatz und baute wenig später ein neues Haus.

Haupthaus nach dem Brand
Haupthaus nach dem Brand

1986

Schon wieder brannte es am Jagdberg. Hier der Bericht des damaligen Kommandanten Lorenz Lässer:

"Am Samstag, dem 6. September 1986 um 05.55 Uhr heulte unsere Sirene zum Einsatz - Brand im Landesjugendheim in Jagdberg. Im Erdgeschoss, in einem ehemaligen Wohn- und Aufenthaltsraum, war Feuer ausgebrochen. Nach unserem Eintreffen bemerkten wir, dass es im Inneren des Raumes vollständig brannte.
Ein Vordringen zum Brandherd durch das Gebäude war durch die starke Rauchentwicklung ohne schweren Atemschutz nicht mehr möglich. Somit blieb nur mehr ein gezielter Angriff von Außen durch das Fenster. Die Löschleitung war schnell aufgebaut, jedoch mussten wir feststellen, dass der Hydrant kein Wasser führte. Leider lieferte auch der nächste Hydrant nur wenig Wasser. Wir mussten fast tatenlos zusehen, wie das Feuer in kürzester Zeit die darüber liegenden Stockwerke sowie das Dachgeschoss erreichte.

Jadbergbrand 1986
Jadbergbrand 1986

Fast explosionsartig brannte der gesamte Dachstuhl. Mittlerweile trafen die herbeigerufenen Wehren von Röns, Satteins, Frastanz, Nenzing, Thüringen, Hilti Thüringen sowie die Drehleiter der Stadt Feldkirch ein.

Über sehr steiles Gelände wurden Zubringerleitungen, vom Wiesenbach mit 14 B-Schläuchen (280m) und vom Gießenbach mit 20 B-Schläuchen (400m) gelegt. Somit war genügend Wasser für eine gezielte Brandbekämpfung vorhanden.Innenangriffe sowie Angriffe über die Drehleiter zeigten die größte Wirkung. Trotzdem stürzte das Dach bei der Kapelle ein. Um 10.00 Uhr wurde "Brand aus"gegeben. Unsere Wehr konnte die Hände aber nicht in den Schoß legen. Im Gegenteil, den Rest des Tages, die darauffolgende Nacht sowie den ganzen Sonntag waren wir mit dem Ablöschen von Glutnestern voll und ganz eingedeckt."

Brand Balottahof
Brand Balottahof

2016

104 Jahre nach dem Brand und der vollständigen Zerstörung des Balottahofes brannte der Wirtschaftstrakt am 28. September 2016 erneut. Im landwirtschaftlichen Betriebe brach an diesem Mittwochvormittag ein Brand aus.
Der 65-jähriger Landwirt war damit beschäftigt, im Stallgebäude Heu mit dem Kran umzuschichten. Während des Umschichtens kam es im Heustock offenbar zu einer Verpuffung mit anschließender sofortiger Entzündung des Heus. Das Feuer griff unmittelbar darauf auf das gesamte Stallgebäude über. Der 65-Jährige konnte sich in letzter Sekund vom Heukran retten und verständigte sofort die Feuerwehr. Trotzdem wurde das Stallgebäude vollständig zerstört.

Rauchsäule von Röns aus gesehen
Rauchsäule von Röns aus gesehen

Ein Übergreifen der Flammen auf das angebaute Wohnhaus konnte verhindert werden, allerdings kam es durch die Löscharbeiten dort zu einem erheblichen Wasserschaden.

Die Schadenshöhe ist beträchtlich. Im Einsatz waren 147 Personen der Ortsfeuerwehren Schlins, Düns, Dünserberg, Nenzing, Röns, Satteins, Schnifis, die Drehleitern von Bludenz und Feldkirch, 5 Personen des Roten Kreuzes und 2 Personen des Kriseninterventionsteams

Großbrand Haus Matt
Großbrand Haus Matt